LAURA ROCKT! - Leseprobe

Kapitel 7 – Lauras Abend

 

Jule hatte die ganze Woche überlegt, was sie Luca schenken könnte. Es sollte etwas Persönliches, aber auch nichts Kitschiges sein. Sie kannte ihn ja noch nicht ganz so lange und wusste daher auch nicht genau, was ihm gefallen könnte. Schließlich war es Laura, die sie auf die Idee brachte. Da Laura beim Sommerfest sehr aufmerksam den kleinen Auftritt der Schulband verfolgt hatte, wusste sie, dass von einem Fotografen der Schülerzeitung jede Menge Bilder gemacht worden waren. Und tatsächlich waren die ganzen Fotos noch im PC der Schülerzeitung und Jule durfte sie sich alle auf einen USB-Stick ziehen und mitnehmen. Daraus machte sie mit Lauras Hilfe eine Collage und ließ das Ganze als Poster entwickeln. Als Dank dafür besorgte sie Laura noch einen Aufnäher seiner Lieblingsband und verpackte ihn gleich schön, sodass Laura ihn nur noch schenken musste.

Am Mittag vor der Party zerbrach sich Laura das erste Mal bewusst den Kopf, was sie heute anziehen könnte, was sie mit ihren Haaren machen sollte oder ob sie ganz einfach wie immer bleiben würde. Sie fragte Jule um Rat und die versprach ihr, eine Stunde vor der Party vorbei zu kommen, um ihr zu helfen.

Pünktlich auf die Minute stand Jule bei Laura im Zimmer. Laura war begeistert von Jules Outfit. Sie hatte Jeans und ihre hohen Stiefel an und trug eine kurze weiße, leicht durchsichtige Bluse auf einem sehr engen T-Shirt, worauf ein Totenkopf aus Strass war.

»Geil«, sagte Laura. »Du siehst klasse aus.«

»Dankeschön. Aber seit wann machst du dir denn Gedanken über deine Klamotten?«

»Keine Ahnung. Ich will heute Abend einfach mal nicht wie immer aussehen.«

»O.k., aber ich würde jetzt nicht jemanden aus dir machen, der du gar nicht bist. Bleib doch ruhig bei deinen verwaschenen Jeans und einem T-Shirt. Das passt zu dir. Ich würde an deiner Stelle eher mal was mit deinen Haaren machen. Du hast so schöne Haare, lass sie doch mal offen. Mit ein bisschen föhnen und Haarspray bekommen wir das schon hin.«

»Einen Föhn hab ich ja, und meine Haare sind auch noch nass. Aber ich hab doch noch nicht einmal Haarspray«, sagte Laura entmutigt.

»Ich weiß. Aber dafür hast du doch mich.« Jule grinste übers ganze Gesicht und zog eine Flasche Haarspray aus der Tasche, ein kleines Döschen Make-up sowie einen ziemlich neutralen Lippenstift. Laura protestierte wie wild, als sie die Schminke sah, aber Jule versprach ihr, dass sie es für sie auftragen würde. Und zwar so, dass es zwar gut aussähe, aber keiner gleich merke, dass sie geschminkt sei. Laura ließ sich darauf ein und vertraute ihr. Jule föhnte ihr vor dem großen Spiegel, der an der einen Wand in Lauras Zimmer hing, die Haare. Für solche Zwecke war er allerdings fast noch nie benutzt worden. Laura fand es einfach nur cool, so einen großen Spiegel zu haben. Gekonnt zauberte Jule Laura eine sehr natürliche Frisur auf ihren Kopf und bearbeitete Lauras Gesicht, immer noch unter deren Protest, mit ein wenig Make-up und Lippenstift. Als Jule fertig war und auf die Seite ging, dass Laura sich im Spiegel anschauen konnte, war diese wirklich überrascht. Ihr gefiel das Mädchen, das sie da im Spiegel sah, auch wenn sie noch Schwierigkeiten hatte, zu akzeptieren, dass sie das selbst war. Sie war sehr zufrieden mit Jules Arbeit. Es sah wirklich natürlich aus.

»Ich muss leider zugeben, dass du das ziemlich gut hinbekommen hast. Auch wenn ich trotzdem noch mal betonen will, dass die Farbe nur gegen meinen Willen in mein Gesicht gekommen ist«, scherzte Laura.

Jule war mit ihrer Arbeit auch zufrieden. »Und jetzt wird Max endlich mal auffallen, was für ein tolles Mädchen du bist.«

Laura war sich da zwar nicht so sicher, aber es konnte auf jeden Fall nicht schaden, auf einer Party gut auszusehen.

Die beiden packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg. Sie besprachen in der Küche noch mit Lauras Vater die Uhrzeit, wann er sie abholen sollte. Da es sich um eine Privatparty handelte und Luca versprochen hatte, dass seine Eltern immer in der Nähe wären und nach dem Rechten schauten, einigten sie sich auf zwölf Uhr. Laura und Jule waren glücklich, so lange auf die Party zu dürfen und liefen an die Bushaltestelle. Den Weg hin zu Luca wollten sie nicht auch schon Lauras Eltern bemühen. Beide saßen mit einem etwas flauen Gefühl im Magen nebeneinander im Bus und grübelten schon darüber nach, wer wohl alles kommen würde.

 

Als die beiden dann endlich vor Lucas Haus standen, ging es Laura nicht anders als Jule. Sie war genauso beeindruckt davon. Da es jetzt dunkel war, kam das Anwesen noch viel besser zur Geltung. Verschiedene Stellen am Haus und auch im Garten wurden von Strahlern wunderbar in Szene gesetzt. Jule und Laura waren recht früh dran, und Luca gab ihnen auch dieses Mal nicht die Gelegenheit zum Klingeln, sondern machte vorher schon die Tür auf. Er stand freudestrahlend in der Tür und Laura konnte genau erkennen, dass er wirklich glücklich war, Jule zu sehen. Jule ging auf ihn zu und war sich noch unsicher, wie sie ihm denn jetzt gratulieren sollte. Mutig aber auch nervös nahm sie ihn in die Arme und gab ihm noch einen Kuss auf die Wange. Luca war sehr glücklich darüber, das konnte man ihm ansehen. Das Strahlen in seinem Gesicht wurde immer größer. Jule überreichte ihm noch sein Geschenk, und Laura war froh, dass es so groß war und Luca nur noch eine Hand freihatte. So brauchte sie sich nicht überlegen, ob sie ihm nur die Hand geben, oder ihn auch in den Arm nehmen sollte. Sie gab ihm die Hand, gratulierte ihm ganz förmlich und bedankte sich für die Einladung.

»Jetzt kommt aber mal rein, bevor wir hier draußen noch anfangen zu frieren. Ihr seid fast die Ersten. Nur Max und Jacky sind schon da.«

»Na das fängt ja gut an«, murmelte Laura so leise, dass es außer ihr keiner hören konnte. Aber sie ließ sich nicht entmutigen und nahm sich vor, sich den Abend durch Jacky nicht versauen zu lassen. Zu ihrer großen Erleichterung klingelte es schon wieder an der Haustür, bevor sie runter in den Partykeller gingen. Das nutzte Laura sofort aus und überzeugte Jule noch kurz zu warten. Um dann gemeinsam mit Luca und den anderen nach unten zu gehen, und nicht alleine mit Max und Jacky sein zu müssen.

Die Nächsten die kamen waren auch von ihrer Schule, aber Laura kannte sie nur vom Sehen. Als die dann auch gratuliert hatten, gingen sie gemeinsam in den Partykeller.

Dieser Partykeller war, wie alles andere was Laura bis jetzt vom Haus gesehen hatte, sehr beeindruckend. Hier wurden auch sicher von Lucas Eltern tolle Feste gefeiert. Der Raum war riesengroß. In der einen Ecke war eine Bar eingebaut, die auch in jedes bessere Restaurant gepasst hätte. Daneben war eine gemütliche Couchecke und auf der anderen Seite des Raumes standen noch Tische und Bänke. In der Mitte war freigeräumt. Wahrscheinlich für den Fall, dass irgendjemand noch tanzen wollte. Sogar die entsprechende Beleuchtung für eine Tanzfläche war vorhanden. Das Einzige, was Laura an der Couchecke störte, waren Max und Jacky die dort saßen, und sich aneinander kuschelten. Laura und Jule setzten sich an die Bar, die für den heutigen Abend ausschließlich mit alkoholfreien Getränken bestückt war. Luca erwies sich als zuvorkommender Gastgeber und bot Laura und Jule an, ihnen einen alkoholfreien Cocktail zu mixen. Und das machte er ziemlich gut. Als er fertig war, hatten die beiden sehr schöne Gläser mit einem äußerst interessant aussehenden Getränk und einem Orangenschnitz, der auf den Glasrand gesteckt war, in der Hand.

So nach und nach füllte sich der Raum immer mehr mit Gästen. Da waren bestimmt an die fünfundzwanzig Leute und die meisten kamen Laura bekannt vor. Manche von ihnen kannte sie sogar richtig, und so fand sich auch für sie immer mal wieder ein Gesprächspartner, wenn Luca sich von seinen anderen Gästen losriss und mit Jule plauderte. Laura hatte bis jetzt weitaus mehr Spaß, als sie vorher angenommen hatte. Es gab sogar Momente, da dachte sie überhaupt nicht mehr an Max und lachte sehr viel mit allen möglichen Leuten. Laura wurde sich bewusst, dass sie so langsam mal aus ihrem Einsiedlerleben raus kommen musste und öfter unter Leute gehen sollte. Sie hatte einfach Spaß.

Sie wusste nicht, ob es heute an ihrer Frisur lag oder weil sie so viel Fröhlichkeit ausstrahlte, aber sie bemerkte in einem Moment, als sie sich umdrehte, wie Max sie anschaute und einen recht verträumten Eindruck machte. Deshalb brauchte er eine Weile, um zu merken, dass Laura ihn auch anschaute. Dann drehte er sich aber ziemlich verlegen wieder weg. Jetzt hatte sie den ganzen Abend die Gedanken an Max verdrängt und dann war nur dieser eine Moment schuld, dass sie wieder wegen ihm ein Bauchkribbeln spürte. Sie wusste nicht, ob sie sich über den Blickkontakt freuen oder ärgern sollte.

Der Gedanke verflog aber recht schnell wieder, denn so langsam fingen die Partygäste an, Max und Luca aufzufordern, ein paar Lieder unplugged zu spielen. Sehr lange ließen sich die beiden auch nicht bitten und Luca holte aus dem Musikraum nebenan eine Akustikgitarre. Laura war gespannt, wie es sich anhörte, wenn nur Luca und Max spielten. Die anderen Bandmitglieder waren zwar auch da, aber für einen Bass brauchte man ja einen Verstärker und das Schlagzeug stand im Musikraum, und dort durften die Gäste nicht alle rein.

Und so fingen die beiden an zu spielen. Es waren einige Lieder, allesamt von angesagten Größen der Musikszene. Als Laura dann ein ganz bestimmtes Lied hörte, das sie durch die Zeit der Trauer wegen Max begleitet hatte, geriet sie fast ins Träumen. Mit diesem Text hatte sie sich sehr intensiv auseinandergesetzt und dabei so oft an ihn gedacht.

 

Als sie die Zeilen hörte, die davon erzählten, nebeneinander zu liegen und die ganze Welt zu vergessen, fühlte sie sich in ihren Gedanken plötzlich wieder ganz nahe bei Max. Selbst wenn sie wollte, könnte sie diese Gedanken noch nicht verdrängen.

 

Die Textzeilen summten Laura noch durch den Kopf, als die beiden das Lied schon beendet hatten. Laura nahm es, weil sie auch überhaupt nicht damit rechnete, gar nicht gleich wahr, dass die Leute auf einmal sie aufforderten zu spielen. Jule hatte nämlich so von Laura geschwärmt, dass Luca nun ihr die Gitarre geben wollte. Sie wusste gar nicht, was geschah und dachte im ersten Moment, als Luca ihr die Gitarre reichte, sie solle sie nur kurz halten.

»So Laura, jetzt bist du dran«, sagte Luca.

»Was, ich«, stammelte Laura. »Ähh, ich meine, ich weiß doch gar nicht, was Max alles singen kann.« Lauras Gedanken kreisten wie wild, und sie wusste gerade überhaupt nicht, wo sie hinschauen sollte. Denn jeder, der hier im Raum war, sah sie erwartungsvoll an. Nur eine nicht. Jacky. Sie schmollte und war sichtlich angefressen.

»Nicht Max soll singen, sondern du. Jule hat mir vorhin erzählt, wie toll du singen kannst.«

»Ich weiß nicht. So toll ist das jetzt auch wieder nicht«, versuchte sich Laura herauszureden und warf Jule einen vorwurfsvollen Blick dabei zu. Aber sie merkte, dass das wohl sinnlos sein würde. Und irgendwie beflügelte sie der Gedanke, dass Jacky mittlerweile noch beleidigter schien, weil ihr gerade so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Dadurch war Laura auf einmal viel motivierter und nahm selbstbewusst die Gitarre an sich.

»Also gut, aber nur ein Lied.« Laura war ganz überrascht, dass jetzt schon alle klatschten, obwohl sie noch keinen Ton gespielt hatte. Aber es fühlte sich gut an. Sie war zwar auch sehr aufgeregt, aber sie genoss das Gefühl, einmal im Mittelpunkt zu stehen. Gerade sie, die normalerweise kaum von anderen beachtet wurde, zog nun alle Blicke auf sich. Sogar Max schaute erwartungsvoll zu ihr herüber. Und diesmal schaute er nicht wieder weg. Er schaute ihr direkt in die Augen und lächelte sie an.

Laura fing an zu spielen. Ihre Version von „When you´re gone“, an der sie so lange gearbeitet hatte. Eigentlich hatte sie es ja sogar ein bisschen Max zu verdanken. Wäre sie wegen ihm nicht so unglücklich gewesen, hätte sie niemals so verbissen daran geübt und gefeilt. Noch bevor sie sang, ging durch den fast stillen Raum schon ein ganz leises, zustimmendes Gemurmel.

 

Obwohl sie wusste, dass die Bedeutung, die das Lied für sie hatte, außer Jule niemand hier im Raum kannte, war es, als würde sie ihre Geschichte erzählen. Sie sang die ersten Zeilen so sanft und gefühlvoll, als wären die Worte zerbrechlich und müssten beschützt werden.

 

Der Partyraum war nach den ersten paar Zeilen die Laura sang, so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Alle starrten wie gebannt auf Laura. Die zu ihrer eigenen Überraschung immer sicherer und ruhiger wurde.

 

Laura war nun beim Vorrefrain angelangt, legte immer mehr Kraft in ihre Stimme und steigerte sich kontinuierlich bis zum eigentlichen Refrain.

 

Jetzt fingen die ersten an zu klatschen und mit zu singen. Laura fühlte sich, als würde sie fliegen und sich selbst von oben zuschauen.

 

In den Refrain legte sie die ganze Trauer, die sie empfand. Sie fühlte jedes Wort, jede Zeile und jeden einzelnen Ton, den sie spielte. Und es tat ihr gut. Sie hatte das Gefühl, der ganzen Welt ihre Geschichte ins Gesicht singen zu können, und doch würde es niemand verstehen. Aber das machte nichts. Sie allein wusste es, und das war ihr genug.

 

In diesem Moment konnte sie nicht anders und schaute in Max´ Richtung. Er war wie versteinert und Laura wusste nicht, ob er sie an oder durch sie hindurchschaute. Jacky saß daneben, und wenn sie gekonnt hätte, dann hätte sie mit ihrem Blick giftige Pfeile auf Laura abgeschossen.

Vor dem nächsten Refrain schaute Laura wieder in die Runde und sah, dass die meisten schon zum Mitsingen ansetzten. Als das dann auch wirklich so war, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter und sie legte alle Kraft in ihre Stimme.

Laura war überwältigt von dem Gefühl, das sie hatte, als sie sich voll und ganz dem Song hingab. Sie wusste genau, dass die nächste Passage bei ihr alle Emotionen hochbringen würde.

 

Die nächsten Zeilen handelten davon, als ob zwei Menschen füreinander bestimmt waren, für alle Ewigkeit. Es kam ihr vor, dass diese Zeilen ganz alleine für sie geschrieben worden waren. Nur für diesen einen Moment, in dem sie es mit den Worten des Songs zu Max sagen konnte, ohne dass er etwas davon bemerkte. Laura war klar, dass er der Junge war, von dem sie sang.

 

Als Laura diese Zeilen sang, spürte sie, wie sie selbst ganz wässrige Augen bekam, und schaute hoch zu Jule. Jule war so gerührt, dass sie sich ohne nachzudenken an Luca anlehnte und ihm den Kopf auf die Schulter legte. Laura konnte sehen, wie Jule Tränen über die Wange liefen. Aber da sie dabei lächelte, wusste Laura, dass es Freudentränen waren. Jule war glücklich. Bevor Laura zu den letzten Gesangszeilen ansetzte, ging ihr Blick noch einmal in Max´ Richtung. Er saß immer noch unverändert da und schaute zu ihr. Sie würde alles darum geben, wenn sie jetzt wüsste, was in ihm vorging.

 

Beim letzten Refrain hatte sie alle Unsicherheit verloren. Sie zögerte keinen Moment mehr und sang, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, das sie vielleicht nicht gut genug sein könnte. Sie hatte sich etwas getraut, dass sie niemals für möglich gehalten hätte. Und das Allerschönste daran war, dass sie anderen Menschen mit dem, was ihr selbst so viel Spaß machte, eine Freude bereiten konnte. Sie konnte mit dem, was sie tat, bei anderen Begeisterung auslösen. Das war ein Gefühl, das Laura nicht kannte und das sie auf keinen Fall wieder hergeben wollte.

 

Als Laura fertig war, jubelte der ganze Partykeller. Alle, außer Jacky. Als Max auch anfing, begeistert zu klatschen, sprang sie auf und stürmte aus dem Zimmer. Entweder war Max zu naiv, um zu verstehen, was Jacky an der Sache nicht gefiel, oder er überspielte es gut. Denn er stand mit fragendem Blick auf und lief ihr hinterher. Dabei musste er auch an Laura vorbei und blieb kurz stehen. Er sah sie an und sagte: »Mein Kompliment Laura. Das war unglaublich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du hast mich mit der Art, wie du das gesungen hast, unglaublich berührt.«

Ehe Laura antworten konnte, war Max dann auch schon wieder weg und sie kam sich ziemlich blöd vor, weil es ihr mal wieder die Sprache verschlagen hatte. Und trotzdem freute sie sich so sehr über das, was er gerade zu ihr gesagt hatte.

Sie hatte gar nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn es kamen so viele Leute zu ihr und sagten ihr, wie toll sie gesungen habe. Laura konnte gar nicht glauben, dass sie die Leute mit ihrem Lied so begeistert hatte.

Egal ob Jungs oder Mädchen. Alle fanden Laura heute Abend klasse. Und dann kam noch Jule zu ihr herüber und umarmte sie.

»Wow, das war noch besser als ich dich das letzte Mal gehört habe. Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich Luca so von dir vorgeschwärmt habe.«

»Lass mich kurz überlegen«, sagte Laura und setzte eine nachdenkliche Miene auf. Nach einer kurzen Pause antwortete sie. »Nö, natürlich nicht. Am Anfang war ich schon sehr nervös, aber jetzt bin ich so froh. Du glaubst gar nicht, was das für ein Gefühl war.« Laura drückte Jule, so fest sie konnte, ließ sie aber gleich wieder los, als Luca zu ihnen herüber kam.

»Das Drücken musst jetzt wohl öfter du mal übernehmen«, sagte Laura zu Luca.

Schüchtern, aber trotzdem entschlossen legte Luca den Arm um Jule. »Und dafür muss ich mich bei dir bedanken. Hättest du Jule nicht mit deinem Lied so sehr berührt, hätte sie sich heute vielleicht nicht mehr an mich gelehnt und ich hätte mich nicht getraut, sie in den Arm zu nehmen.«

»Ich glaub, das hättet ihr, früher oder später, auch ohne mich hinbekommen«, antwortete Laura mit einem Lächeln auf den Lippen. »Aber vielleicht wird sich auch noch jemand bei mir beschweren. Und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem du dich bedankt hast.«

Luca und Jule verstanden beide gleich die Anspielung auf Jacky und mussten herzhaft lachen. Die war nämlich immer noch nicht wieder aufgetaucht. Gerade, als sie sich nach ihrem Lachanfall wieder beruhigt hatten, kam Max mit einem ziemlich belämmerten Gesichtsausdruck wieder zur Tür herein. Er kam auf Luca zu und erklärte ihm, er würde mit Jacky heimlaufen, da es ihr nicht so gut ginge. Jeder wusste genau, dass es nur eine erfundene Ausrede war, weil sie es nicht ertragen konnte, die unscheinbare Laura im Mittelpunkt zu sehen. Aber auch Luca verkniff sich einen Kommentar und ging noch mit Max hoch um sich von ihnen zu verabschieden.

Laura hatte ganz kurz den Anflug eines schlechten Gewissens, aber das verging recht schnell wieder und sie erlebte noch einen wunderbaren restlichen Abend.

Viel zu schnell war zwölf Uhr und es war Zeit sich zu verabschieden. Jule fiel es noch um einiges schwerer, denn Laura glaubte gesehen zu haben, wie sich Luca und Jule das erste Mal küssten heute Abend.

Als sie sich oben an der Tür verabschiedeten und Lauras Vater schon in Richtung Auto lief, gab Jule Luca noch schnell einen Abschiedskuss und ging dann mit ihrer Freundin ins Auto. Auf der Heimfahrt erzählte Laura noch ihrem Vater, wie sie auf der Party gesungen hatte und kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Jule dagegen lehnte ihren Kopf an die Scheibe, schaute überglücklich in den Himmel und war in ihren Gedanken noch bei Luca.